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Jürgen Becker

 

Dass in Köln, der Stadt eines Jacques Offenbach,

wieder Judenhass und Antisemitismus aufflammen,

so dass sich jüdische Menschen hier nicht mehr sicher fühlen, ist unerträglich!

Gerade eine Musiker-Initiative wie „Arsch Huh“ muss deshalb am heutigen Sonntag

diesen Akkord der Hoffnung setzen: „Give Peace a Chance“.

 

Auf die Frage: Kann man mit Kunst die Welt verändern?

antwortete Josef Beuys: Nur mit Kunst.

Ein Volk, das in seiner Geschichte immer in einer Ausnahmesituation gelebt hat,

musste sich ständig mit Veränderungen beschäftigen.

Somit sind die Juden das Volk mit den wahrscheinlich prozentual

meisten erfolgreichen Künstlern weltweit.

 

Nehmen wir allein die Musik der Nachkriegsära:

 

Herb Alpert, Hanns Eisler,

Serge Gainsbourg, Barbra Streisand, Neil Diamond,

Jerry Lewis, Bette Midler, Paul Simon,

Passenger, Billy Joel, P!nk,

Leonard Cohen, George Moustaki, Amy Winehouse

bis zum Nobelpreisträger Bob Dylan,

man kann die jüdischen Koryphäen gar nicht alle aufzählen.

 

Ein Land, in dem Juden nicht mehr sicher leben können,

aus dem sie fliehen oder einfach nur wegziehen,

beraubt sich selbst an einem unglaublichen Schatz,

schöpferischer Kraft, Phantasie, Eleganz, Brillianz und Virtuosität.

Zudem sind wir als Land nicht stark, weil wir alle gleich sind.

Unsere Energie gewinnen wir aus der Reibung.

Aber im Moment droht etwas verloren zu gehen.

Und zwar etwas sehr Wichtiges:

Die Freude an der Unterschiedlichkeit.

 

Nicht nur in Köln. Weltweit.

Im Nahen Osten und in Köln Ostheim.

In Bergkarabach und Bergisch Gladbach.

Aber wir können Sie zurückgewinnen.

 

Das klingt mancherorts utopisch, aber Utopien sind wichtig.

Utopien waren immer der Motor für Entwicklung.

 

Lassen Sie mich mal drei Utopien nennen.

Eine kennen sie alle: Das Schlaraffenland. Die Utopie einer Welt,

in der man nicht arbeitet, sondern nur feiert säuft und lacht.

Bis man gemerkt hat, das ist keine Utopie. Das gibt es schon.

Das ist Köln.

 

Oder der Jungbrunnen, der einen für immer jung hält.

Auch eine Utopie, die viele zu verwirklichen suchen.

Mit Botox und Schönheits-OPs.

Oder Rentner,

die noch mit 80 mit Sneakers und Capri-Hosen rumlaufen.

Wo die Hose nach der Insel Capri aussieht,

und das Gesicht nach der Gefängnis-Insel Alcatraz.

 

Andere Utopien sind gesellschaftlich.

Wie die Utopie „Die Sonnenstadt“

des Dominikaners Tommaso Campanella.

Die Utopie einer Welt, in der alle Menschen gleich sind.

So gleich, dass da sogar kluge Menschen

nur mit doofen Geschlechtsverkehr haben dürfen.

Das wird da staatlich geregelt.

Wenn da eine Frau einen Hochschulabschluss macht,

kommt noch bei der Examensfeier ein Beamter und sagt:

„Herzlichen Glückwunsch,

darf ich Ihnen mal Lothar Matthäus vorstellen?“

 

Und nun die vierte Utopie:

Nazi-Deutschland hat 6 Millionen Juden ermordet.

Trotz dieses in der Geschichte beispiellosen Verbrechens

ist eine Utopie wahr geworden.

Heute gibt es eine Deutsche Botschaft in Tel Aviv

und eine Israelische Botschaft in Berlin.

Also muss es möglich sein, dass auch Israelis und Palästinenser, Juden und Muslime wieder friedlich zusammenleben.

Im Nahen Osten - und hier in Köln.

Für diese Utopie den „Arsch huh“ zu kriegen

ist unsere Pflicht.

Give Peace a Chance

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